Starkregen und Hochwasserverlauf vom 13. bis 17. September 2024

Quelle: https://kachelmannwetter.com/at abgerufen am 13. September 2024


Teil 1: Erste Anzeichen auf ein Rekordhochwasser
Teil 2: Analyse und Vergleich mit früheren Hochwässern

Wie schon in den letzten Tagen berichtet, haben nun die Niederschläge begonnen. Mittlerweile sind verbreitet seit gestern rund 50-100mm gefallen. Obwohl in den Bergen oberhalb von ca 1000m alles als Schnee fällt, zeigen die Flüsse erste Reaktionen und führen mittlerweile verbreitet Mittelwasser. Auch die Prognosen für die kommenden 24h zeigen schon verbreitet Hochwasser, allerdings noch keine flächendeckenden weiträumigeren Überflutungen. Das wird leider ab Samstag Abend bis Sonntagabend Thema sein.
In diesem Artikel wurden bewusst nur Karten mit dem Ausschnitt Niederösterreich verwendet, da dies meine Heimatregion darstellt und in weiterer Zukunft eine Analyse der Ereignisse des Wochenendes aus diesen Regionen folgen werden.

Quelle: https://www.noe.gv.at/wasserstand/#/de/Messstellen/Map/DurchflussPrognose abgerufen am 13. September 2013

Ab Samstag wird sich der Niederschlag noch deutlich weiter intensivieren und die bis dahin schon bestehende Hochwasserlage drastisch verschärfen, da auch die Böden bald ihre Kapazitätsgrenzen erreicht haben werden und dann jeder Tropfen in den Flüssen abflusswirksam werden wird.

Inhalt:

Die einzelnen Wettermodelle anhand des 06z Laufs

Als Meteorologe, egal ob Hobby oder beruflich, gilt es immer verschiedene Wettermodelle zu vergleichen und mit Erfahrungswerten zu kombinieren. Dadurch können relativ genaue Prognosen erstellt werden. Leider können sich auch Wettermodelle manchmal irren und das ist der Fehleranfälligkeit aufgrund der unzähligen Eingangsparameter geschuldet, die in diese Modelle einfließen. Nichts desto trotz, können mittlerweile relativ genaue Vorhersagen, auch über längere Zeiträume gemacht werden. Das ist dank der stetigen Verifizierung der Daten und Verbesserung der Modelle möglich.

In weiterer Folge werden die aktuellen Berechnungen der vier bekannteren Wettermodelle gegenüber gestellt. Der Betrachtungszeitraum liegt von Freitag 13. September 16h bis Monatg 16. September 02h.

ECMWF – Vorhersage

ECMWF steht für “European Centre for Medium-Range Weather Forecasts” und ist das europäische Zentrum für mittelfristige Wettervorhersagen. Dabei handelt es sich um eine unabhängige zwischenstaatliche Organisation, die von 35 Staaten unterstützt wird. In der Vergangenheit konnte dieses Modell vorallem größere Regenereignisse immer wieder ganz gut vorhersagen, bei einer Rasterauflösung von 9×9 km. Das bedeutet lokal begrenzte Ereignisse können nur bedingt erfasst werden, aber für die meisten weiträumigeren Ereignisse ist dies völlig ausreichend.

An der Animation ist klar zu erkennen, dass die Starkniederschläge ab Samstag Mittag immer wieder in Wellen kommen und erst gegen Sonntag Abend langsam wieder nachlassen.
Dieser Prognose nach wäre eigentlich das gesamte Mostviertel von schweren Überflutungen betroffen, bis hin zum Wienerwald, wobei Schwerpunkt vermutlich Ybbs, Erlauf, Pielach, Traisen, große Tullen und der Wienfluss wären. Verbreitet würde das dann Abflussscheitel im Bereich HQ20 bis HQ100 bringen!

ICON – Vorhersage

Das ICON Modell ist ein Computerprogramm, das der Deutsche Wetterdienst verwendet, um globale Wettervorhersagen zu erstellen. Das Modell wurde gemeinsam vom DWD und dem Max-Planck-Institut für Meteorologie entwickelt und bietet eine Maschenweite von 14km. somit löst dies schlechter auf als das ECMWF Modell und kann lokale Ereignisse kaum darstellen und eignet sich nur für regionale Ereignisse. Dies erkennt man auch anhand der geringeren Summen für den Betrachtungszeitraum.

Aufgrund der geringeren Auflösung werden auch die Niederschlagsspitzen weitgehend rausgerechnet, da hier eine so genannte Glättung stattfindet. Während hochauflösende Modelle punktuell sehr hohe Niederschlagssummen zeigen, werden diese Spitzen gemittelt und verlagert somit den Schwerpunkt der Niederschläge weiter nach Osten.

GFS Vorhersage

Das GFS Wettermodell ist das Wettermodell der Amerikaner und hat über den gesamten Globus verteilt eine Auflösung von nur 28x28km.

Der weitmaschigen Auflösung geschuldet, werden konvektive Ereignisse, besser gesagt lokal begrenzte eingelagerte Schauer kaum erfasst und dies resultiert in deutlich geringeren Niederschlagssummen. Gibt aber einen guten überblick über die flächig verteilt zu erwartenden durchschnittlichen Niederschlagssummen.

Super HD Vorhersage

Das von Kachelmannwetter eingeführte Modell Super HD mit schweizer Wurzeln, ist das Modell mit der derzeit höchsten Auflösung von nur 1x1km. Dieses Modell gibt einen sehr guten überblick über die zu erwartende Niederschlagsverteilung und in welchen Gebieten besonders hohe Summen erreicht werden.

Bei diesem Modell ist sehr deutlich der Effekt des Nordstaus der Alpen und die Drehung der Anströmungsrichtung zu erkennen. Hier werden wieder größere Summen berechnet und besonders mit den Schauern werden Stundensummen von 10-20 Liter/m² prognostiziert.

Gedanken zum weiteren möglichen Verlauf

Ich hoffe mit der Gegenüberstellung konnte ich einen kleinen Einblick in die Kartenwelt der Meteorologen schaffen. Dies ist besonders bei solchen Extremereignissen sehr hilfreich, da es die weiteren Verläufe gut interpretieren lässt.

Wie immer gibt es dann leider auch bestimmte Unsicherheitsfaktoren. So wie auch die Anströmungsrichtung an die Alpen, die oberhalb vom ECMWF und GFS Modell für Sonntag 0h gezeigt werden. Zu dieser Zeit werden die intensivsten Niederschläge erwartet und wie zu erkennen ist, weicht die Richtung je nach Modell ab. Das hat auch Auswirkungen auf die Niederschlagsverteilung, besser gesagt an welchen Hängen der Nordalpen die Staueffekte besonders stark ausfallen werden. Wie in den vorigen Modellen gezeigt wurde ist es noch nicht eindeutig möglich zu sagen, wo genau die größten Niederschlagssummen erreicht werden, allerdings lassen sich die Regionen schon relativ gut eingrenzen.

Quelle: https://ehyd.gv.at/?g_card=pegelaktuell# abgerufen am 13. September 2024

Wie in obiger Grafik zu sehen ist sind schon über weite Strecken 70-130mm Niederschlag gefallen und aufgrund der noch zu erwartenden Mengen werden wohl sämtliche Flüsse bedrohliche Pegelstände erreichen. Wie schon erwähnt, wird dieses Niederschlagsereignis verbreitet die Flüsse über die HQ30 Marken anschwellen lassen. Die oftmals für größere Bauvorhaben maßgeblichen Jahrhundertereignisse möchte angesichts dieser Kartenlage ebenfalls in Betracht ziehen.

Schlusswort

Gesichert ist leider, dass die Summen enorm hoch ausfallen werden, verbreitet sind schon über 70-130mm seit gestern früh gefallen und es werden voraussichtlich nochmals flächig 150-250, punktuell mit Schauertätigkeit über 300 Liter am Quadratmeter bis Montag früh vom Salzkammergut bis zum Wienerwald dazu kommen. Dies sind Summen auf einer weiträumigen Fläche die ich in meinem gesamten Leben als Hobby Meteorologe noch nicht mal annähernd erlebt habe und ich wünsche allen betroffenen, dass sie diese Extremwetterlage möglichst gut überstehen werden.

Nach oben