Vorwort:
Die Infrarot Fotografie gibt es schon sehr lange und ist trotzdem nur eine selten angewendete Technik. Allerdings aus einem bestimmten Grund, weil der Nachbearbeitungsprozess relativ aufwendig ist und der dabei entstehende unnatürliche wirkende Bildstil nicht jedem gefällt.
Trotzdem ist diese Art der Fotografie ein sehr interessantes Experiment, was ich in diesem Beitrag näher vorstellen möchte.
Technische Grundlagen:
Zuerst möchte ich einmal die Funktionsweise der IR-Fotografie erklären. Wie man aus dem Namen schon ableiten kann, lassen die verwendeten Filter nur rote Lichtanteile ungefiltert zum Kamerasensor durch. Jede Lichtfarbe hat eine gewisse Wellenlänge. Während Blau eine kurze Wellenlänge hat, ist die von Rot eher lang. Die Wellenlänge ab der Licht ungehindert durch den Filter kommt, wird üblicherweise in der Filterbezeichnung angegeben.
Wie man hier sieht, habe ich für meine Bilder einen 720nm Filter verwendet. Dieser schwächt alle Lichtanteile ab, die kürzere Wellenlängen als 720nm haben. Desto kürzer die Wellenlängen sind, desto stärker wird das Licht abgeschwächt.
Workflow
Voreinstellungen :
Bevor man den Filter jedoch verwendet, ist es sehr wichtig zuerst das Motiv zu wählen, den Fokus und Blende einzustellen. Insgesamt dunkelt der Filter je nach Lichtbedingungen um einige Blendenstufen ab, weswegen sehr schnell Belichtungszeiten von einer Sekunde und mehr notwendig sind. Deswegen empfiehlt es sich die Kamera immer auf einem Stativ zu montieren.
Dann wird der Filter aufs Objektiv geschraubt und die Belichtungsparameter eingestellt. Ist das Foto fertig aufgenommen sieht das Ergebnis zuerst noch wenig begeisternd aus, nämlich nur Rot.
Bildbearbeitung:
Um das Bild vernünftig bearbeiten zu können, wird das Bild zuerst als DNG exportiert und mit dem DNG Profile Editor das Kamerafarbprofil editiert. Dies geschieht ganz einfach, indem beim Weißabgleich der Regler komplett ins Blaue gezogen wird.
Dann speichert man das modifizierte Kamerafarbprofil unter einem eindeutigen Namen ab und importiert es ins Bildentwicklungsprogramm. Dieses erkennt nun das modifizierte Farbprofil als neutral und nach dem Weißabgleich verschwindet der Rotstich..
Allerdings sieht das Bild nun aus wie aus einem Horrorfilm. Für die spätere Nachbearbeitung ist es notwendig die Kontraste möglichst abzuschwächen. Wie üblich werden die Lichter abgedunkelt und die dunklen Bereiche aufgehellt, so wie der Kontrastregler selbst, ins Minus gezogen. Das ergibt ein schön flaches Bild für die weitere Bearbeitung.
Als Nächstes müssen die Blau- und Rotkanäle vertauscht werden.
Das passiert deswegen, um das Intensitätsverhältnis der stark abgeschwächten Blauanteile und der Rotanteile umzukehren.
Ist das auch erledigt, ist es jedem frei überlassen mit den Farben und Sättigungen die gewünschten Farbstile zu erreichen. In der IR Fotografie sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt.
Jetzt ist das Bild fertig für die finale Bearbeitung und es folgt der gewohnte Entwicklungsworkflow.
FINISH:
Wenn die Bearbeitung abgeschlossen ist, kann das Bild zB. wie folgt aussehen. Je nach Stilwahl, enstehen die verschiedensten Farbkombinationen. In meinem Beispiel habe ich versucht, die Farben möglichst natürlich zu halten und nur das am Bild zu zeigen, was auch wirklich an Farben durch den Filter gekommen ist.
Zum Abschluss zeige ich noch zwei Gegenüberstellungen:
Die Idee und den Workflow habe ich vom folgenden Video bekommen, was meiner Meinung nach eines der Besten für diesen Bearbeitungsprozess ist.
Link zum YouTube Video