BERICHT:
Der Winter 2018 erwies sich, wie schon die Winter in den Jahren zuvor, als eindeutig zu warm im Vergleich zum langjährigen Mittel. Das bedeutet einerseits milde Temperaturen in Mitteleuropa, schließt allerdings auch klirrende Kälte nicht aus.
Im Fall des Spätwinters 2018, gab es klirrende Kälte über einige Tage hinweg und zum Teil wurden sogar Rekordverdächtige Tiefstwerte gemessen, an einigen Bergstationen sogar unter -30°C. Auch im Flachland wurden verbreitet Werte um -15°C erreicht, zum Teil sogar darunter. Eisiger Nordostwind verschärfte die Kälte noch zusätzlich, was gefühlte Temperaturen von -20 bis -30°C brachte. Das war allerdings im Vergleich zu den gefühlten Temperaturen von unter -50°C auf den Bergen noch angenehm mild.
Hier an den Meswerten der Wetterstation in der Wiener Innenstadt sieht man sehr deutlich wie kalt es sogar an einem der wärmsten Orte Österreichs war.
QUELLE: http://www.zamg.ac.at
Denn selbst hier wurden über mehrere Tage hinweg die -10°C unterschritten, was so in dieser Form sehr selten vorkommt.
QUELLE: http://www.zamg.ac.at
Der Wind hat diese Kälte natürlich noch deutlich verschärft. Somit haben wir uns am letzten Tag dieser Kältewelle auf den Weg zum Wilheminenberg gemacht, nahe der Jubiläumswarte, wo es nochmals deutlich kälter war.
QUELLE: http://www.zamg.ac.at
Hier fror die Landschaft tief ein und viele interessante Motive boten sich an, so wie hier ein kleiner gefrorener Wasserfall.
Besonders in den höher gelegenen Wäldern gab es schöne Eindrücke und einiges an Rauhreif.
VORGESCHICHTE:
Schon Mitte Februar zeichnete sich eine bevorstehende außergewöhnliche Wetterlage ab, als die Wetterkarten plötzlich einen massiven Wintereinbruch mit verbreitet 50cm Schnee und mehr prophezeiten.
QUELLE: https://kachelmannwetter.com/at/modellkarten/euro/oesterreich/
Doch wie schon öfter in der Vergangenheit, blieb die Katastrophe aus und einzig im Südosten Österreichs gab es etwas mehr Schnee, wobei am Balkan wieder einmal mehr katastrophale Bedingungen herrschten.
QUELLE: https://kachelmannwetter.com/at/modellkarten/euro/oesterreich/
Allerdings waren die intensiven Schneefälle nur der Vorbote einer weiteren Machtdemonstration des Winters. Denn nach dem Schnee, folgte die Kälte.
QUELLE: http://www.wetterzentrale.de/
Die Member der einzelnen Wettermodellläufe waren sich einig und die Temperaturen stürzten sehr tief. Bis zu 15°C unter der für diese Jahreszeit durchschnittlichen Temperatur standen bevor und so bitterkalt las sich auch der Wetterbericht vor dieser Kältewelle.
Am letzten Februarwochenende wars dann wirklich so weit und die polare Kaltluft aus dem Nordosten schwabbte über Mitteleuropa. In folgender Animation erkennt man schön das einfließen der Kaltluft, zum starten der Animation bitte auf das Bild klicken.
QUELLE: http://www.wetterzentrale.de/
ANALYSE:
Die Erklärung warum es zu solch ungewöhnlichem Wetter kommt, lässt sich ganz einfach durch den Klimawandel erklären. Denn das es an den Polen wärmer wird ist schon lange kein Geheimnis mehr. Allerdings bedeutet das auch, dass das Meereis weniger wird und statt weißer sonnenreflektierender Eisflächen gibts dort nun viele Millionen Quadratkilometer zusätzlich an dunkler ozeanischer Wasserfläche, was die wärmenden Sonnenstrahlen richtig gut absorbieren kann. Diese enormen Mengen an Wärmeenergie werden dann im Winter wieder abgegeben. Üblicherweise sollte sich dann am Nordpol ein großräumiges Höhentief bilden, das die kalte Winterluft über dem Pol hält. Da allerdings die warmen Meeresströmungen die Bildung dieses Tiefs stört, weicht die polare Kaltluft auf das Festland aus und somit werden seit einigen Jahren vorallem über Sibirien und Kanada besonders harte Winter verzeichnet. Wie diese Störung, ein sogenannter Polarwirbelsplit aussehen kann, ist hier anhand der folgenden vor kurzem aktuellen Karte schön zu sehen. In Blau und Violett erkennt man schön die beiden Tiefdruckkerne.
QUELLE: http://www.wetterzentrale.de/
Das hier war sozusagen eine klassische Situation, die in Mitteleuropa besonders frostiges Wetter bringt. Wie hier eingezeichnet treibt ein warmes Hochdruckgebiet warme Luftmassen bis weit ins Polarmeer rauf, was dann die kalten Luftmassen weiter nach Süden drängt. Während es am Nordpol ende Februar 2018 um bis zu 30°C zu warm war, wars in Mitteleuropa dafür verbreitet um bis zu 20°C zu kalt. Das Resultat waren über 2m Schnee am Balkan, gefrorene Hafenkais selbst in Kroatien, sowie Schnee in Venedig, Rom und den Stränden Korsikas, um nur ein paar außergewöhnliche Beispiele zu nennen, denn auch der Flughafen von Dublin musste wegen “Blizzard Conditions” gesperrt werden.
QUELLE: http://www.wetterzentrale.de/
Heute am 3. März 2018 und die folgenden Tage schwächt sich dieser Kaltluftsee über Mitteleuropa zum Glück immer weiter ab und das Wetter normalisiert sich langsam wieder. Leider ist zu befürchten, dass die Winter in Zukunft öfters so ausfallen werden, dass es grundsätzlich zu warm wird und wenn es kalt wird, dann richtig Kalt mit direktem Gruß vom Nordpol.