Überaschungsunwetter April 2022

“Der April macht was er will”

Ein Spruch den wahrscheinlich jeder kennt, aber heuer bewahrheitet er sich um so mehr. Nachdem ich erst vor kurzem über einen massiven Wintereinbruch berichten konnte, standen nur drei Wochen später schon die ersten Unwetter an. Um so überraschender war, dass kein einziges Wettermodell diese Unwetterlage richtig erkennen konnte.

Inhalt:

Vorhersage

Wie Eingangs schon erwähnt, war der 22. April 2022 ein Tag voller Unwetter Überraschungen, wie man es kaum für möglich gehalten hätte. Die Wettermodelle haben zwar stärkere Entwicklungen angedeutet, aber aufgrund der Parameter und der Einigkeit mancher Modelle gegen eine Unwetterlage, schienen starke Gewitter eher für unwahrscheinlich.

Quelle: https://www.wetterzentrale.de/

Zuerst möchte ich auf die Großwetterlage eingehen, denn hier war vor allem ein Tiefdruckkern über Frankreich, bzw dem ligurischen Meer bestimmend. Dieses hat mit einer warmen Südwest Strömung warme Luft vom Mittelmeer nach Mitteleuropa gebracht. Diese Strömung erkennt man auch klar auf der Gewitterkomposit-Karte, die die verfügbare Energie und die Winde in den jeweiligen Höhen zeigt.

Klar zu erkennen ist hier auch der Jetstream über dem Osten, der Richtung Nordost für stärkere Scherung gesorgt hat.

Dies hatte im Osten des Landes einerseits relativ Hohe Temperaturen zu Folge, aber andererseits auch einen so genannten “Ostalpenföhn”. Das bedeutet, dass im Lee der Ostalpen zwar hohe Temperaturen herrschten, aber sehr Trockene Luftmassen lagerten.

So kam es, dass entlang der Ostalpen Gewitter sehr unwahrscheinlich wurden. Das hat auch die einzelnen Wettermodelle verwirrt, weswegen selbst wenige Stunden vor dem Ereignis starke Uneinigkeit herrschte.

Das Wettermodell ECMWF hatte für den 24. April nur einzelne Regenschauer angezeigt.

Das Wettermodell von Kachelmann Super HD hatte einzelne Entwicklungen drinnen, aber auch ganz anders als es dann kam.

Das Wettermodell ICON hatte hingegen eine hochsommerliche Schwergewitterlage für den gesamten Nordosten des Landes berechnet.

Parameter Tagsüber

Wie so oft das Leid vieler Meteorologen, war auch hier unklar, ob es Gewitter geben kann, oder nicht. Die Wettermodelle ließen einen im Stich und Klarheit gab es erst, als schon die ersten Unwetter am Himmel explodierten.

Jedoch waren die Ausgangsparameter zur Entstehung von Gewittern gut, denn wie schon gezeigt waren Windscherung und Cape vorhanden, aber auch der CIN war in den betroffenen Gebieten nur schwach.

Das alles zusammen bildete die Grundlage für eine Überraschungsunwetterlage, wie man sie um diese Jahreszeit nur selten erlebt.

Die Gewitter

Nachdem nun die Parameter und die Schwierigkeiten zum Einschätzen der Lage geklärt sind, möchte ich nun drei Ereignisse hervorheben. In nachfolgender Niederschlagskarte sind die Trajektorien der einzelnen Gewitterzellen eingezeichnet.

Am Niederschlagsradar sieht man auch sehr schön, die einzelnen Unwetter entstehen und wie sie zum Teil langlebig mit hoher Intensität durchs Land zogen.

Quelle: https://radar.bourky.cz/

Wiener Mittagszelle

In der ersten Tageshälfte schien alles wie geplant ruhig zu verlaufen, aber nach wenigen Minuten Sonnenschein, schoss über dem Wienerwald die erste Gewitterzelle in die Höhe und produzierte einen turbulenten Aufwind, wie ich ihn bisher noch nicht so nah sehen konnte. Weiter östlich über der Slowakei hat dieses Unwetter wohl auch einen Tornado verursacht, was bei diesem hohen Grad der Organisation nur eine Frage der Zeit war.

Eindeutige Rotation unter dem Aufwind bei Entstehung der Wiener Mittagszelle

Ebenso Hagel bis 1cm waren an meinem Standort mit dabei und stellenweise vermutlich größer.

So schnell das Unwetter kam, so schnell war es auch wieder weg und es folgte ein schöner sonniger Nachmittag. Allerdings bleib es nicht lange so, denn schon die nächsten Unwetter machten sich auf dem Weg, diesmal weiter östlich.

Amstettner Hagelzelle

Bei dieser Zelle handelte es sich um eine ausgewachsene Superzelle, wie man es selbst im Sommer nur selten erlebt.

Quelle: https://radar.bourky.cz/

Am Radar ist schön die Intensität zu erkennen und eine Reflektivität von bis über 60dBz spricht für enorme Niederschläge. Angesichts der Temperaturen sind solche Entwicklungen durchaus beachtlich!

Am Zeitraffer der Webcam Wieselburg ist schön das Südende der Zelle zu erkennen und das geschulte Auge erkennt den hohen Grad der Organisation. Um so beachtlicher, dass dies bei einer Lufttemperatur von 17°C und Taupunkten von unter 10°C entstehen konnte!

Quelle: https://kurier.at/chronik/niederoesterreich/hagelunwetter-als-spielverderber-fuer-den-tag-des-mostes/401984441

Ein Bericht und ein Bild bei dem klar wird, welch zerstörerische Kraft diese Superzelle gehabt hat.

Somit entschlossen wir uns ebenfalls aufzubrechen und die Unwetter zu chasen.

Chansingzelle

Kurz nach unserem Aufbruch von Wien aus, hatten wir einen perfekten Standort an der Westseite des Wienerwaldes erreicht und konnten das aufziehende Unwetter dokumentieren.

Obwohl die Zelle nur noch kurzlebig war und sehr schnell wieder Outflowdominant wurde, brachte sie eine beeindruckende Stimmung mit und lieferte großartige Fotomotive.

Nach knapp einer Stunde blieb dann nur noch ein kräftiger Regenschauer und im Laufe des Abends beruhigte sich das Wetter generell wieder und nach dem Chasing begann die Nacharbeit für die Analyse.

Schlusswort

Wie so oft, bringen Naturgewalten eindrucksvolle Ereignisse mit sich und zeigen uns, dass wir selbst heut zu Tage mit den besten Modellen meist machtlos sind. Um so faszinierender ist es dann, so unerwartete Ereignisse festhalten zu können und zu analysieren.
Diesmal lagen wohl alle bekannten Wettermodelle falsch und somit kamen die Ereignisse wie zb im Amstettner Raum oder zu Mittag bei Wien noch überraschender. Dennoch ist es gelungen, dank spontaner und richtiger Entscheidungen eine ausführliche Doku und eindrucksvolle Bilder und Videos machen zu können. Zum Abschluss noch ein kurzes Video zu den Ereignissen im Wiener Raum.

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